20.08.2019 15:31

Foto: Thomas Berger, MOZ.de

Projektevaluation: Schwimmkurs von AOK Nordost und Mutter-Kind-Klinik

Immer mehr Kinder können nicht schwimmen. Ein Pilotprojekt von AOK Nordost und Mutter-Kind-Klinik will Abhilfe schaffen


"Mit Spaß im Wasser

Sarah und Bruno gehören beim Pressetermin zum offiziellen Projektstart zu knapp zehn Kindern, die gerade unter Anleitung von Trainer Michael Noack ihre Runden in dem anderthalb Meter tiefen Becken der Buckower Rehaklinik drehen. Schon gekonnt ziehen die beiden ihre ersten Bahnen. Für Bruno, der als kleine Unterstützung noch den Schwimmgürtel trägt, ist es gerade die dritte der sechs Kurseinheiten, Sarah ist schon eine Woche länger dabei – und schwimmt sogar ohne Gürtel. Während der Trainer am Beckenrand gerade den anderen Kindern ruhig und bestimmt einige Anweisungen gibt, tauchen die beiden auch nach einem Ring, den Noacks Kollegin Juliane Günther, Leiterin Physiotherapie in der Klinik, ins Wasser wirft.

Immer mehr Nichtschwimmer

57 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland, so eine aktuelle Studie der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG), kann nicht schwimmen. Das ist eine bedenklich stimmende Zahl, die aber sehr wohl damit korrespondiert, dass es in jüngerer Vergangenheit wieder häufiger zu Badeunfällen gekommen ist. Jeder davon ist einer zu viel, sieht man es nicht nur bei der AOK-Nordost. Weshalb die Krankenkasse nun das Schwimmhelden-Angebot ins Leben gerufen hat. "Das Pilotprojekt läuft jetzt erst einmal bis Ende Juni 2020", erklärt Fanny Rauhe, Verantwortliche für Sport und Gesundheit bei der AOK-Nordost. Danach soll es eine Evaluierung über die Europäische Sportakademie Land Brandenburg (ESAB) geben, die anonymisierte Fragebögen auswertet. Bei entsprechend positivem Ergebnis gehe es dann gleich um mindestens drei Jahre weiter, so der Blick voraus.

Als "kleines Puzzleteil" im generellen Bemühen, die Badeunfallstatistik zu reduzieren, bezeichnet Rauhes Kollegin Elisabeth Böttcher, verantwortlich für den Bereich Rehabilitation, das neue Angebot. "Wir setzen einfach darauf, dass die Kinder da mit Spaß rangehen, etwaige Angst vor dem Wasser verlieren."

Michael Noack, der gerade den ersten Kurs betreut, ist momentan die tragende Säule des Pilotprojektes in der Buckower Einrichtung, erklärt Klinikleiter Heiko Horst-Muechler. Zwei weitere Kolleginnen befinden sich gerade noch im Zertifizierungsprogramm. Das ist überaus anspruchsvoll, ist sich der Chef des Hauses mit den beiden AOK-Vertreterinnen einig. Schließlich wird von den Personen als Qualifikation der Rettungsschwimmer in Silber verlangt.

Eine gute Portion Einfühlungsvermögen, wird im Gespräch mit den Projektverantwortlichen deutlich, gehört aber ebenfalls dazu. Schließlich sind es Mütter und Kinder aus der ganzen Republik, die ihren dreiwöchigen Kuraufenthalt in Buckow absolvieren. Die teilnehmenden Mädchen und Jungen im Schwimmkurs kennen sich also zunächst nicht, und der Trainer muss erkennen, bei welchem Punkt im Können wie in der generellen Einstellung zum Wasser er jeden Einzelnen abholt.

Sarah und Bruno zumindest hatten schon eine gute Basis. "Er ist Wasser gewöhnt, hatte aber immer großen Respekt vor offenen Gewässern", erzählt Brunos Mutter. Die beiden kommen aus dem Großraum München, da gebe es rundum einige Seen. "Bei uns gibt es viele Freibäder", sagt auf die gleiche Nachfrage die Mutter von Sarah, zu Hause in Xanthen am Niederrhein. Sie findet es ausgesprochen schön, dass ihre Tochter nun mit dem "Seepferdchen" von der Kur zurückkehrt, daheim dann zum Weiterlernen auf dieser Grundlage gleich in einen "richtigen" Schwimmkurs einsteigen kann.

Die Offerte der AOK-Nordost in der Buckower Klinik hat mehrere Vorteile, entlastet die Mütter finanziell wie logistisch. Quasi nebenbei  und zudem kostenlos bekommen ihre Kinder die elementarsten Schwimmkenntnisse während der Kur beigebracht. Daheim müssten sie für einen solchen Kurs mitunter weite Wege auf sich nehmen. "Es erleichtert sehr", sagt Sarahs Mutter. Und stolz hätte ihre Tochter schon nach der ersten Stunde berichtet, was sie da gelernt hatte.

Harte Trainer-Ausbildung

Fanny Rauhe und Elisabeth Böttcher sind namens der Krankenkasse überaus dankbar, in der Klinik einen so engagierten Partner zu haben. Dass über Michael Noack hinaus noch zwei weitere Trainerinnen ausgebildet werden, zeige, wie sehr man im Haus dahinterstehe. "Jeder Badeunfall, den wir damit verhindern, zählt", unterstreichen Horst-Muechler und seine Stellvertreterin Gabriela Rinast-Bertram. Dass es das Wasserbecken in der Klinik gibt, ist weithin bekannt, es gebe zuhauf Nutzungsanfragen von Kitas oder schon zum Babyschwimmen. Ihn freue vor allem, dass die AOK das Projekt über den eigenen Versichertenkreis hinaus allen Inte­ressierten anbiete.

Der Schwimmkurs passt aus seiner Sicht auch gut in die Umgestaltungen, die in der Klinik gerade laufen. So soll demnächst in neuen Räumen die Physiotherapie etwas anders ausgerichtet werden, bei der Abrechnung solcher Leistungen kooperiere man auch gut mit dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) ­Buckow. Neue Bestuhlung im Kaminzimmer sowie Arbeiten bei den Außenanlagen sind ebenfalls vorgesehen

 

Hintergründe zu dem neuen Angebot

Sicherheit geht vor, lautet der Gedanke, auf dem das Angebot  "safety first kids – Schwimmhelden" basiert. Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren können im kostenlosen Kurs während des dreiwöchigen Kuraufenthaltes in der Rehaklinik "Waldfrieden" sechs Einheiten à 45 Minuten absolvieren, um im günstigen Fall mit dem "Seepferdchen" elementare Schwimmfähigkeiten bescheinigt zu bekommen. Die AOK-Nordost trägt die Kosten, unabhängig davon, bei welcher Krankenkasse Mütter und Kinder versichert sind. Für eigene Versicherte bietet die AOK-Nordost über das Gesundheitskonto bis zu 85 Euro für einen Schwimmlernkurs sowie bei Kindern und Jugendlichen bis 14 Jahren einen jährlichen Zuschuss bis 50 Euro für die Mitgliedschaft in einem Sport- oder Schwimmverein."

Quelle: MOZ.de / www.moz.de/landkreise/maerkisch-oderland/strausberg/artikel8/dg/0/1/1747594 / Thomas Berger / abgerufen am 19.08.2019, 16:15 Uhr