14.04.2020 13:58

Darum ist Sport auch bei einer Quarantäne wichtig


Die LSB-Kampagne „move at home“ will in Zeiten notwendiger sozialer Distanz zur Eindämmung des Corona-Virus Freude an gemeinsamer Bewegung, ein Ventil zur Stressbewältigung und einen Ersatz für das weggebrochene Vereinsleben schaffen. Dafür streamt der rbb zweimal täglich Bewegungsangebote live. Außerdem werden Hintergründe und Tipps von Experten gegeben und Sportler kommen zu Wort.

Im move at home Ratgeber-Interview erklärt Prof. Dr. Lars Gabrys, Professor für Gesundheitssport und Prävention an der ESAB Fachhochschule für Sport und Management Potsdam, warum Quarantäne und Sport unbedingt zusammen gehören:

Warum ist Sport auch bei einer Quarantäne wichtig?

Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht den Austausch mit anderen. Wenn die sozialen Kontakte wie in der aktuellen Situation reduziert werden, dann sind Sport und Bewegung geeignete Mittel, um den Kopf frei zu bekommen. Jeder kennt das: Wenn man nur zu Hause sitzt und nicht aktiv ist, dann gerät man ins Grübeln. Sport hilft dann dabei, wach zu bleiben, sich frisch zu fühlen und den durch die soziale Isolation verursachten Stress hinter sich zu lassen. Ebenso ist durch zahlreiche Studien belegt, dass Bewegung bei psychischen Erkrankungen wie einer Depression oder bei depressiven Verstimmungen einen ähnlichen positiven Effekt hat wie herkömmliche Medikamente. Generell sollten wir versuchen die durch eine Quarantäne bedingte Inaktivität möglichst häufig zu unterbrechen und für aktive Bewegungspausen zu sorgen.

Was macht Bewegung und Sport mit unseren Abwehrkräften?

Die Stärkung des Immunsystems ist einer von vielen positiven Effekten von Sport und Bewegung. Das ist unbestritten. Menschen, die regelmäßig Sport treiben, haben ein geringeres Infektionsrisiko. Hierbei ist entscheidend, dass vermehrt Abwehrzellen (sog. natürliche Killerzellen) vom Körper gebildet und so Krankheitserreger besser eliminiert werden können. Dieser schützende Effekt stellt sich übrigens schon binnen weniger Wochen ein, da unser Immunsystem ein schnell adaptierendes System darstellt.

Inwieweit Sport und Bewegung dazu beitragen kann, nicht an COVID-19 zu erkranken, lässt sich jetzt meines Erachtens nach noch nicht einschätzen. Ich bin auch kein Virologe. Was wir aber definitiv wissen, ist, dass Sport und Bewegung grundsätzlich präventiv wirken, wenn es darum geht, das Immunsystem gegen Erkältungen oder grippale Infekte zu schützen.

Was können wir zu Hause tun?

Man sollte generell versuchen, einen guten Mix aus Herz-Kreislauf-Training und muskulärem Training zu machen. Im Bereich Ausdauer sind wir zu Hause natürlich ein bisschen eingeschränkt, es sei denn, man hat ein Laufband, Fahrradergometer o.ä. Aber man kann sich mit ganz klassischen Übungen, die man vielleicht noch aus dem Sportunterricht kennt, behelfen. Vieles davon ist derzeit durch den Crossfit-Trend wieder ins Bewusstsein der Leute gelangt. Ganz einfach ist der „Hampelmann“ oder Seilspringen. Damit trainiert man die Koordination und die Ausdauer. Und man benötigt nicht viel Platz im Wohnzimmer.

Für die Kräftigung können wir zum Beispiel mit Liegestützen, Sit-ups und Kniebeugen mit dem eigenen Körpergewicht arbeiten. Schulter-, Nacken- und Oberarmmuskulatur lassen sich gut trainieren, indem man rückwärtige Liegestütze (Stützbeuge) an der Bettkante oder am Stuhl macht. Mit einfachen Mittel lassen sich Zusatzgewichte schaffen, um die Intensität der Übungen zu steuern. Man kann PET-Flaschen mit Wasser füllen und so das Gewicht ganz individuell dosieren oder einen Wasserkasten anheben. Mit ein bisschen Kreativität bietet auch unser Zuhause viele Möglichkeiten, um sich zu bewegen. Hierzu gehört beispielsweise auch das Treppensteigen.